Wachstumsrausch

Zu viert sitzen sie am Tisch, rote Wangen, glänzende Augen, vor ihnen aufgefächert die Karten. Sie spielen noch ein Kinderspiel, während die Körper schon fraulich sind, erhitzt und haltlos zwischen den Erschütterungen, die das sie überdrehende Leben aus ihnen hervorsprengt. Einer zerreißt es wieder und wieder das Gesicht, halb ekstatisch, halb gequält, dann Luft holen, und schon die nächste Überdruckentladung. Vertreibung aus der Kindheit, beschrieen mit Gelächter, das wie eine Maske ist, die der Not das Maul stopft. Die Gewalt, in die sie geraten sind, verabreicht die Droge, die sie erträglich macht. So sind die Zeugen beruhigt, und das Heil lässt sich weiter in der Natur suchen, als wäre nicht sie es gewesen, die einen ein zweites Mal ausgewürgt und davongejagt hat.

Mitten ins Gekicher, von außen, dann ein Mann: Er spricht eines der Mädchen an, weist es hin, der Blick des Mädchens, sein Körper verhärtet sich, lässt den Mann aussehen wie einen nicht weiter zu beachtenden Fremden. Der wiederholt, das Mädchen zeigt die gelernte Geste des Sichbelästigtfühlens: Fester Blick zur Freundin, Ausatmen, Augenrollen. Der Mann sieht weiter auf es herunter, schweigend, wartet. Das Mädchen drückt sich in den Sitz, das rauschige Rot der Wangen jetzt eines der Beschämung. Endlich bricht es aus ihm heraus: „Jaaa, Papa.“ Der Vater aber bleibt stehen, wartet, bis die Tochter doch einmal zu ihm aufsieht, nennt den Namen, den ihre Freundinnen nie verwenden, wie zur Ermahnung. Als er geht, wieder die Augen rollen, ausatmen, die Arme lösen sich.

Die Abhängigkeitszangen haben ins glänzen sollende Manselbstseinwollen gefasst, das nie gefährdeter sein wird als jetzt. Druck von innen, Gegendruck von außen, dazwischen die Haut so leicht, als könnte sie jederzeit weggeweht werden. Also sich zusammentun und einander vor der Entblößung schützen. Dabei sich im Glauben lassen, man sei seiner selbst gewiss, und die eigenen Voraussetzungen leugnen. Das lässt sich einüben, auf dass es einen als zweite Haut überwächst. Irgendwann wird sie einem wieder abgehen, eng geworden und von anderer Scham besetzt. Das aber kann dauern.

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