„Die Vietnamesen haben ja wenigstens noch gekämpft!“, sprach markig der Herr im Sakko ins Handy am Ohr, als er an mir vorbeieilte im Bürgerkampfgebiet mit den Verniedlichungsformen auf den Ladenschildern. Vom Krieg meint man hier ja vielleicht zurecht etwas zu verstehen – eine legitime Täuschung, sozusagen. „Ein Jahr lang haben die sich noch gewehrt gegen die Nordvietnamesen!“, hallte es nach und es klang wie der Versuch, mit Bescheidwissen einfach drüberzufahren über das abermalige Unverständnis gegenüber „denen“, die dieses Mal Afghanen heißen und sich angeblich so bereitwillig ergeben haben, anstatt die Werte zu verteidigen, die man ihnen doch 20 Jahre lang beigebracht hat.
Je großtuerischer ihre Äußerungen, musste ich bereits als Kind begreifen, umso mehr schadet es den Älteren. Zugegeben, das Selbstverständnis, von der eigenen Karrieregefechtserfahrung auf die Geschehnisse in Afghanistan schließen zu können, bedarf der Pose. Und immerhin gibt es ja etwas zu gewinnen auf dem Feld derer, die sowieso zu allem eine Meinung haben. – Afghanistan und der Krieg! Davon färbt bestenfalls noch etwas auf den Sprecher ab. Und um den Sprecher ging es denn auch, gleichgültig, wer am anderen Ende der Leitung zugehört haben mag. (Bestimmt keine Frau, eher der erwachsene Sohn, wahrscheinlich aber der gute Freund, der genauso spricht.)
Alles erklären können, stets wissen, was das Richtige ist, willig, anderen Ratschläge zu erteilen – und doch wollen sie einem nicht glauben. Für einen Moment war das ambitionierte Scheitern eines Westens, der nur noch Luftwurzeln schlägt, in ein Bild gebracht, dachte ich, als ich längst weiter über die aufgewölbten Bodenplatten neben den Platanen ging, von denen zwar die Rinde blättert, die aber so tief, wie sie hoch sind, ins Erdreich fassen.