Der Spiegel der S.

Die jungen Männer gegenüber, alle drei, mit akkurater Frisur, wortkargen Gesichtern, T-Shirts ohne Aufdruck, Geräten in der Hand. Einer von ihnen trägt Brille, mit dicken Bügeln, schwarzer Fassung, Typ sporttauglich-kompakt. Trügen die beiden anderen Brille, es wäre die gleiche oder eine ähnliche. Wahrscheinlich, denke ich, könnten sie ihre Leben tauschen, ohne sich verstellen zu müssen. Freunde, Freundin, Job – sie fänden sich zurecht. Auch bei dem Gedanken, wie sie wohl wohnen, ein Bild: Boden, Wände, Möbel hell, weiß, schwarz, am Küchentresen Barhocker, Esstisch gleich Arbeitstisch, Bogenlampe, großer Bildschirm, Bücherzeile mit Ratgebern, überm Bett aufgehängt ein Rennrad. Der Anblick macht mir sofort eine Lust, ihnen, mitten in den Totraum, etwas hinzustellen, einen Springbrunnen, einen Orangenbaum, oder ein paar Esel auszusetzen, einen Pulk Fledermäuse, Tiger. Schon schütte ich Farbeimer, lege Teppiche aus, hänge Gemälde auf und Girlanden, breche Wände durch, baue neue Räume an, seitlich, oben, unten, eine Gruft, einen Garten mit Laube, Kolonnaden, die gute Stube, eine Kapelle, eine Folterkammer, ein Zimmer zum Sichfürstlichfühlen, eines für Alpträume, eines zum Schweben, in anderen schwimmen Portugiesische Galeeren, lustwandeln Greise mit Kindern, warten Huren, trinkt ein Engel Cognac, es wird getanzt, geboren, der Krieg erklärt, zuletzt eines, das darf niemals geöffnet werden, auf gar keinen Fall.

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